Nacho Molina – Preisträger des SIB Early Career Bioinformatician Award 2011
Nacho Molina erhielt den SIB Early Career Bioinformatician Award für sein Projekt über die Frage, wie„Säugetiergene mit sehr unterschiedlichen Bursting-Kinetiken transkribiert werden”, das er im Team von SIB-Gruppenleiter Félix Naef an der EPFL (Lausanne) durchgeführt hat.
Heute leitet Nacho erfolgreich seine eigene Gruppe am Institut für Genetik und Molekular- und Zellbiologie (IGBMS) in Frankreich und ist außerdem festangestellter Forscher am französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS). Zusammen mit seinem Team versucht er, unser Verständnis darüber zu verbessern, wie stochastische Prozesse die Genregulation in Eukaryoten beeinflussen. Um mehr über Nachos Forschungsinteressen zu erfahren, folgen Sie @molina_lab auf Twitter.
Über die SIB Bioinformatics Awards und unsere Interviewreihe «Treffen Sie die früheren Preisträger der SIB Awards»
Die SIB Bioinformatics Awardswurden 2008 ins Leben gerufen, um junge Bioinformatiker in der Schweiz auszuzeichnen. Seitdem haben sie sich weiterentwickelt: von einer einzigen nationalen Auszeichnung zu drei verschiedenen Preisen, mit denen heute 1) internationale Nachwuchsbi informatiker (SIB Early Career Bioinformatician Award), 2) herausragende Leistungen innerhalb der Schweizer Doktoranden-Community (SIB Best Swiss Bioinformatics Graduate Paper Award) und 3) innovative Bioinformatik-Ressourcen (SIB Bioinformatics Resource Innovation Award) ausgezeichnet werden. Im Laufe der Jahre wurden 21 Auszeichnungen vergeben, darunter neun Preisträger für ihre herausragende frühe Karriere, zehn Doktoranden für ihre exzellente Publikation und zwei Bioinformatik-Ressourcen für ihren innovativen Aspekt.
2019 werden die SIB Bioinformatics Awards zumzehnten Malverliehen. Dies ist eine gute Gelegenheit, um mit früheren Preisträgern in Kontakt zu treten und sie zu fragen, wo sie heute in ihrer Karriere stehen: Dieses Interview ist Teil einer Reihe, in der Sie ehemalige Preisträger der SIB Bioinformatics Awards kennenlernen können.
An welchem Punkt Ihrer Karriere standen Sie, als Sie den SIB Award erhalten haben? Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Was war zu diesem Zeitpunkt der Schwerpunkt Ihrer Forschung?
Ich war Postdoc im Labor von Félix Naef an der EPFL, als ich die Auszeichnung erhielt, kurz nachdem wir unser Projekt in Science veröffentlicht hatten. Es war das erste Mal, dass ich einen Preis für meine Forschung erhielt, und ich fühlte mich zutiefst geehrt. Und obwohl die Veröffentlichung in Science bereits eine wichtige Anerkennung für meine Arbeit war, war es für mich etwas ganz Besonderes, von der Schweizer Bioinformatik-Gemeinschaft, meinen Kollegen, ausgezeichnet zu werden. Wie ich immer sage: Wissenschaftlich gesehen bin ich in der Schweiz geboren!
Damals arbeitete ich an der Entwicklung mathematischer Modelle und Berechnungsmethoden zur Untersuchung der Stochastizität der Genexpression in Säugetierzellen. Ich entwickelte einen Bayes'schen Rahmen, der Hidden-Markov-Modelle mit stochastischen Modellen biochemischer Reaktionen kombinierte, um Spuren eines speziellen Luciferase-Reporters (Anm. d. Red.: ein Enzym, das Biolumineszenz erzeugt und die Aktivität anderer Gene nachverfolgen lässt) zu analysieren, der von David Suter im Labor von Ueli Schibler in Genf entwickelt worden war. Gemeinsam konnten wir grundlegende Parameter der Gentranskription untersuchen, wie beispielsweise die Aktivierungs- und Deaktivierungsraten von Genen oder die mRNA-Syntheseraten endogener Promotoren. Darüber hinaus entdeckten wir, dass Gene, um reaktiviert zu werden, eine Refraktärphase durchlaufen müssen, eine Art Reset-Phase, in der die Transkription nicht aktiviert werden kann.
Was sind Ihre aktuellen Forschungsinteressen?
Die Hauptforschungsaktivität meiner Gruppe besteht in der Entwicklung stochastischer und biophysikalischer Modelle der eukaryotischen Genregulation. Unsere Arbeit liegt an der Schnittstelle zwischen Bioinformatik und Biophysik und kombiniert Werkzeuge und Methoden aus beiden Bereichen. Wir entwickeln mechanistische Modelle der Genregulation auf der Grundlage von groß angelegten genomweiten Daten und Einzelzell-Bildgebungsdaten. In jüngerer Zeit habe ich mich für die Modellierung der Dynamik der Genregulation im Kontext des Zellzyklus und der Zelldifferenzierung interessiert.
Was ist Ihrer Meinung nach die faszinierendste Entdeckung, die durch die Bioinformatik ermöglicht wurde?
Heutzutage ist es fast unmöglich, einen Durchbruch in der Biologie zu finden, der nicht in hohem Maße auf ausgefeilten computergestützten Ansätzen zur Analyse der experimentellen Daten und zur Modellierung des untersuchten biologischen Prozesses beruht. Wenn ich jedoch einen aktuellen Forschungsbereich in der Bioinformatik nennen soll, den ich persönlich spannend finde, dann ist es die Ableitung von Zelltypen, Differenzierungslinien und Genregulationsnetzwerken aus Einzelzell-Transkriptomdaten.
Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Ich habe zwei Kinder im Alter von 7 und 5 Jahren: Ich habe keine Freizeit!
Haben Sie einen Rat für die nächste Generation von Bioinformatikern?
Arbeiten Sie weiter hart, denn die Zukunft der Biologieforschung liegt in Ihren Händen.