Jede medizinische Revolution wurde durch einen technologischen Durchbruch vorangetrieben: Die chemische Synthese ebnete den Weg für moderne Medikamente, die Genetik für die ersten Gentherapien. Die nächste Grenze wird durch künstliche Intelligenz bestimmt werden.
Artikel von Christophe Dessimoz, Geschäftsführer von das SIB, ursprünglich veröffentlicht in BILAN – einem allgemeinen Wirtschaftsmagazin aus der Westschweiz – als Teil der Beilage One health 360, erschienen am 29. Oktober 2025.
KI ist nur so gut wie die Daten, auf denen sie basiert. Das bedeutet, dass die Daten zuverlässig und repräsentativ sein müssen und in Übereinstimmung mit den Datenschutzgesetzen erhoben werden müssen. Nur solche hochwertigen Daten können sicherstellen, dass KI genau lernt – und so dazu beiträgt, Risikofaktoren früher zu erkennen, präzisere Diagnosen zu unterstützen und auf jeden Einzelnen zugeschnittene Behandlungen vorzuschlagen.
Die Westschweiz verfügt bereits über führende Krankenhäuser, renommierte Universitäten und innovative Unternehmen. Die nächste Herausforderung besteht darin, Gesundheitsdaten zu einer Ressource zu machen, von der alle diese Akteure wirklich profitieren.
Forschungsinfrastruktur – ein Eckpfeiler der Innovation
Eine nationale Forschungsinfrastruktur ist ein öffentliches Gut: Sie bündelt komplexe Ressourcen – Daten, Technologie, Fachwissen – zum Nutzen von Forschung und Innovation. Das SIB erfüllt diese Rolle in den Lebenswissenschaften und wandelt heterogene Daten in zuverlässige, interoperable und zugängliche Ressourcen um. Seine Finanzierung basiert auf der Unterstützung durch die Schweizerische Eidgenossenschaft, internationale Forschungsprogramme und Dienstleistungen für Wissenschaft, Industrie, Krankenhäuser und Gesundheitsbehörden.
Das SIB als nationale Forschungsinfrastruktur
Als öffentlich finanzierte nationale Infrastruktur (siehe Kasten) fungiert das SIB als vertrauenswürdige dritte Partei.
Unsere auf Biowissenschaften spezialisierten Wissenschaftler und Ingenieure sammeln Daten aus einer Vielzahl von Quellen, wählen die relevantesten aus, dokumentieren und harmonisieren sie gemäß internationalen Standards – und machen sie dann auf sichere, transparente und verantwortungsvolle Weise zugänglich.
Diese Grundlagenarbeit ermöglicht es dem Life-Science-Ökosystem in der Schweiz und darüber hinaus, durch die Zusammenführung zuvor fragmentierter Informationen Innovationen zu schaffen. Und für die KI, die stark auf Daten angewiesen ist, bietet sie eine robuste Lernumgebung – von Experten validiert, angereichert und datenschutzkonform.
Forschungsinfrastruktur – ein Eckpfeiler der Innovation
Eine nationale Forschungsinfrastruktur ist ein öffentliches Gut: Sie bündelt komplexe Ressourcen – Daten, Technologie, Fachwissen – zum Nutzen von Forschung und Innovation. Das SIB erfüllt diese Rolle in den Lebenswissenschaften und wandelt heterogene Daten in zuverlässige, interoperable und zugängliche Ressourcen um. Seine Finanzierung basiert auf der Unterstützung durch die Schweizerische Eidgenossenschaft, internationale Forschungsprogramme und Dienstleistungen für Wissenschaft, Industrie, Krankenhäuser und Gesundheitsbehörden.
Drei konkrete Beispiele, die die Medizin von morgen prägen
Das Swiss Personalized Health Network (SPHN) hat den ersten nationalen Rahmen geschaffen, der es ermöglicht, hochwertige Gesundheitsdaten für Forschungszwecke zu nutzen – ohne die Vertraulichkeit der Patientendaten zu beeinträchtigen. Dadurch konnte beispielsweise bereits eine klinische Studie zur Verbesserung der Diagnose seltener Krankheiten bei Kindern gestartet werden.
Im Rahmen einer weiteren internationalen Zusammenarbeit wird eine digitale Karte des menschlichen Stoffwechsels entwickelt, in der verschiedene Arten biologischer Messungen kombiniert werden. Diese zuverlässige Referenz wird es Algorithmen ermöglichen, schneller Diagnosen und Behandlungen für seltene Stoffwechselerkrankungen vorzuschlagen – was Familien und medizinischen Teams wertvolle Zeit spart.
Schließlich wird im Rahmeneiner neuen Initiative mithilfe KI-basierter Methoden eine Harmonisierung der Krebsdaten in ganz Europa angestrebt. Durch die Vergleichbarkeit dieser Datensätze unterstützt das Projekt fundiertere groß angelegte Studien und ebnet damit den Weg für den nächsten großen Durchbruch in der Onkologie.
Eine strategische Frage für die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft der Schweiz
Über die Wissenschaft hinaus geht es hier um nationale Belange. Mit in der Schweiz angesiedelten Datensammlungen von Referenzqualität, die im Einklang mit unseren Gesetzen und Werten verwaltet werden, können wir fundierte Entscheidungen treffen und unabhängig handeln.
Für die Industrie beschleunigen diese Ressourcen die Entwicklung von Diagnostika und Therapien und reduzieren gleichzeitig Risiken. Außerdem ziehen sie Investitionen und Talente an und stärken so die globale wirtschaftliche Position der Schweiz. Für politische Entscheidungsträger sind sie ein wichtiges Instrument für die digitale Souveränität, insbesondere in einer Zeit, in der die nationale Wettbewerbsfähigkeit und die Gesundheitssicherheit auf dem Spiel stehen. Und für die Gesellschaft ist ihr Wert unmittelbar: eine bessere Versorgung und ein effizienteres, nachhaltigeres Gesundheitssystem.
 
   
   
                                           
   
   
   
   
   
   
  