Neue, vom SIB mitentwickelte Instrumente ermöglichen eine nahezu Echtzeit-Überwachung der europäischen Biodiversität und eine benutzerfreundliche Bewertung von Lebensräumen und Arten in einem bisher nicht möglichen Umfang. Diese innovativen Ergebnisse des in diesem Monat gestarteten und von der EU finanzierten Projekts «Biodiversity Meets Data» werden Naturressourcenmanager und politische Entscheidungsträger dabei unterstützen, die Biodiversität in Europa bis 2030 wiederherzustellen.

Ermöglichung eines datengestützten Schutzes und einer datengestützten Wiederherstellung von Lebensräumen

Als Reaktion auf den anhaltenden Rückgang der biologischen Vielfalt hat die EU ehrgeizige Ziele gesetzt, um ihr Netz von Schutzgebieten auszubauen und degradierte Ökosysteme bis 2030 wiederherzustellen. Das Projekt „Biodiversity Meets Data” wird diese Bemühungen unterstützen, indem es innovative Instrumente zur Überwachung der biologischen Vielfalt in Europa nahezu in Echtzeit und zur Bewertung von Arten auf mehreren räumlichen Ebenen und unter zukünftigen Umweltszenarien bereitstellt.

Die Gruppe Environmental Bioinformatics des SIB leitet die Arbeiten zur Zusammenstellung von Umweltdaten für diese Instrumente, indem sie die Integration einer Vielzahl von Datentypen in FAIR-Repositorien (Findable, Accessible, Interoperable and Reusable) ermöglicht.Andere Wissenschaftler des SIB werden ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Zusammenstellung von Tools und relevanten Daten in benutzerfreundlichen „virtuellen Forschungsumgebungen” spielen, in denen Manager natürlicher Ressourcen und politische Entscheidungsträger schnell und einfach spezifische Fragen zu ihrer Arbeit untersuchen können.

Das Projekt „Biodiversity Meets Data” trägt zur Mission der Gruppe „Environmental Bioinformatics” bei, datenwissenschaftliche Tools und Dienste für den Erhalt und die Wiederherstellung der Biodiversität zu entwickeln, sowie zum strategischen Ziel des SIB, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Zusammenstellung vielfältiger Daten über Zeit und Raum hinweg

Das Projekt befasst sich mit zwei Herausforderungen bei der Überwachung von Veränderungen der biologischen Vielfalt: einem Mangel an detaillierten Informationen über die aktuelle Größe und Lage verschiedener Artenpopulationen und Schwierigkeiten beim Zugang zu historischen Artenbeobachtungsdaten. Dies soll erreicht werden durch:

  • kontinuierliche, weniger arbeitsintensive und großflächigere Artenbeobachtungen durch Kamerafallen, Audiogeräte und Standardprotokolle für die Entnahme von Umwelt-DNA;
  • die Analyse der erfassten Daten mit KI-Tools zur Identifizierung der Arten;
  • die Integration der neuen Beobachtungsdaten – sowie historischer Daten aus Umweltverträglichkeitsstudien, Schutzgebietserhebungen und anderen Quellen – in frei zugängliche FAIR-Datenrepositorien.

Das SIB leitet die Arbeiten zur Erleichterung der Umsetzung dieser Prozesse durch die Verwalter natürlicher Ressourcen. Beispiele hierfür sind die Bereitstellung von Plug-and-Play-Tools für die Erfassung und Verarbeitung von Beobachtungsdaten mit hohem Durchsatz, die Entwicklung von Rahmenwerken und Diensten zur Gewährleistung gemeinsamer Datenstandards und Managementpraktiken sowie die Durchführung von Trainings zu FAIR-Datenrepositorien.

Das SIB leitet auch die Entwicklung eines umfassenden Datenkatalogs, der diese biologischen Daten mit Umwelt-, Klima- und Politikdaten anderer Partner sowie taxonomischen, georäumlichen, zeitlichen und anderen wichtigen Informationen für nachgelagerte Analysen zusammenführt.

Innovative Instrumente zur Überwachung der Natur in Europa in neuen Maßstäben

Das Projekt wird die umfassenden, geolokalisierten Daten nutzen, um eine Biodiversitätsüberwachung nahezu in Echtzeit zu ermöglichen. Die Daten werden auch in eine Reihe von virtuellen Forschungsumgebungen einfließen, die vom SIB mitentwickelt wurden und Pakete mit benutzerfreundlichen Tools auf dem neuesten Stand der Technik bieten für: 

  • durchführung von Biodiversitätsbewertungen und Trendanalysen;
  • identifizierung und Untersuchung von Treibern des Umweltwandels;
  • modellierung zukünftiger Veränderungen der Biodiversität unter verschiedenen Klima- und Landbedeckungsszenarien.

Diese Analysen werden Naturressourcenmanagern, politischen Entscheidungsträgern und anderen Akteuren im Bereich Naturschutz ein umfassenderes Verständnis des Zustands von Arten und Lebensräumen vermitteln – in Land-, Süßwasser- und Meeresumgebungen, auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene sowie im Zeitverlauf. Dies wird zu einem wirksameren Schutz der Biodiversität und zu besseren Ergebnissen bei der Wiederherstellung der Biodiversität beitragen.

Eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Experten für Biodiversität und Daten

Das Konsortium „Biodiversity Meets Data“ umfasst 14 europäische Initiativen zur Überwachung der biologischen Vielfalt, Verlage und Forschungsinfrastrukturen. Das Projekt wird Endnutzer einbeziehen, um die verschiedenen Ergebnisse gemeinsam zu entwerfen und zu entwickeln, darunter einen „Single Access Point“, über den alle Datenrepositorien, virtuellen Forschungsumgebungen und Dienste verfügbar sein werden. Dieser kooperative Ansatz wird eine breite Akzeptanz der Rahmenbedingungen und Ergebnisse des Projekts sowie eine wirksame Unterstützung wichtiger europäischer Biodiversitätspolitiken gewährleisten.

Reference(s)

Bildnachweis:Foto von Tania Malréchauffé auf Unsplash