Zwei Nachwuchswissenschaftler aus dem Bereich Bioinformatik wurden für ihre mathematischen und KI-Modelle sowie für eine gemeinsame Ressource für die Analyse von Einzelzelldaten ausgezeichnet. Die drei Preisträger des SIB Bioinformatics Awards 2025 stellten ihre Arbeiten vor über 500 internationalen Wissenschaftlern auf der diesjährigen [BC]2 Basel Computational Biology Conference vor. Die renommierten Auszeichnungen stehen Forschern aus aller Welt offen und spiegeln das langjährige Engagement des SIB für die Förderung von Spitzenleistungen in der Bioinformatik wider.

Early Career Award

Identifizierung biochemischer Verbindungen mit KI: Michael Skinnider

Michael Skinnider erhielt den Early Career Award 2025 für seine innovative Anwendung von Bioinformatik und KI auf eine beeindruckende Bandbreite biologischer Fragestellungen und Analysen, darunter auch das neue Gebiet der Metabolomik. Zu seinen drei bemerkenswerten beruflichen Errungenschaften zählen: 

  • die Entwicklung einer Software zur Suche nach neuen mikrobiellen Metaboliten mit Anwendungen in den Bereichen Lebensmittel, Landwirtschaft und Medizin als Student, was zur Gründung eines erfolgreichen Spin-off-Unternehmens führte;
  • die Entwicklung einer generativen KI während seiner Promotion, die die wahrscheinlichen Strukturen neuer Designerdrogen vorhersagen kann und seitdem in zahlreichen forensischen und kriminaltechnischen Labors eingesetzt wird;
  • die Verwendung desselben Ansatzes zur Kartierung von Säugetiermetaboliten, von denen die überwiegende Mehrheit noch unbekannt ist. Dieses „biochemische Sprachmodell” schließt nicht nur eine grundlegende Lücke in unserem Verständnis lebender Systeme, sondern wird auch dazu beitragen, neue Krankheitsbiomarker und therapeutische Ziele zu identifizieren.

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PhD Paper Award

Untersuchung des Alterungsprozesses anhand eines Modells zufälliger molekularer Schäden: David Meyer

David Meyer erhielt den PhD Paper Award 2025 für seine in Nature Aging veröffentlichte mathematische Modellierung, die starke Hinweise darauf liefert, dass Altern eher durch zufällige molekulare Schäden als durch einen evolutionären biologischen Prozess verursacht wird. Der im letzten Jahr veröffentlichte Artikel mit dem Titel „Aging clocks based on accumulating stochastic variation” (Altersuhren basierend auf akkumulierter stochastischer Variation) präsentiert einen neuartigen Ansatz zur Lösung einer seit langem bestehenden Frage – und wurde bereits über 90 Mal zitiert.

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Die Jury vergab außerdem lobende Erwähnungen in der Kategorie „PhD Paper Award“ an:

Innovative Resource Award

Eine gemeinschaftliche Infrastruktur für Einzelzell-Omics-Daten: scverse

scverse ist ein gemeinschaftsbasiertes Ökosystem von Open-Source-Computertools zur Analyse von Einzelzellgenomik und anderen Omics-Daten – der neuen Grenze der Life-Science-Forschung.  Die Vereinigung dieser Tools unter einem gemeinsamen Open-Source-Framework erleichtert Forschern nicht nur die Erstellung, gemeinsame Nutzung und Anwendung der Tools, sondern gewährleistet auch deren langfristige Wartung. Der 2025 Innovative Resource Award wurde von Ilan Gold, einem Mitglied des scverse-Kernteams, entgegengenommen.

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Eine traditionsreiche, renommierte Auszeichnung

Die alle zwei Jahre verliehen en SIB Bioinformatics Awards werden seit 2008 vergeben und stehen Forschern aus aller Welt offen. Die Gewinner werden von einer internationalen Fachjury ausgewählt und während der [BC]2 Basel Computational Biology Conference bekannt gegeben, wo sie durch einen Plenarvortrag große Aufmerksamkeit innerhalb der Bioinformatik-Community erlangen.