Aitana Lebrand – Preisträgerin des SIB Early Career Bioinformatician Award 2010
Aitana Lebrand war Doktorandin im Team von SIB-Gruppenleiter Sven Bergmann an der Universität Lausanne, als sie 2010 für ihr Projekt„Präzision und Skalierung in der Entwicklungsmusterung” bei der Fruchtfliege Drosophila melanogaster ausgezeichnet wurde.
Heute arbeitet Aitana als Projektmanagerin für klinische Bioinformatik in der Gruppe Clinical Bioinformatics bei SIB, wo sie insbesondere die Bemühungen der Universitätskliniken in der Schweiz im Bereich Next-Generation Sequencing (NGS) harmonisiert. Weitere Informationen über Aitanas Arbeit finden Sie auf der Webseite Clinical Bioinformatics.
Über die SIB Bioinformatics Awards und unsere Interviewreihe «Treffen Sie die früheren Preisträger der SIB Awards»
Die SIB Bioinformatics Awardswurden 2008 ins Leben gerufen, um junge Bioinformatiker in der Schweiz auszuzeichnen. Seitdem haben sie sich weiterentwickelt: von einer einzigen nationalen Auszeichnung zu drei verschiedenen Preisen, mit denen heute 1) internationale Nachwuchsbi informatiker (SIB Early Career Bioinformatician Award), 2) herausragende Leistungen innerhalb der Schweizer Doktoranden-Community (SIB Best Swiss Bioinformatics Graduate Paper Award) und 3) innovative Bioinformatik-Ressourcen (SIB Bioinformatics Resource Innovation Award) ausgezeichnet werden. Im Laufe der Jahre wurden 21 Auszeichnungen vergeben, darunter neun Preisträger für ihre herausragende frühe Karriere, zehn Doktoranden für ihre exzellente Publikation und zwei Bioinformatik-Ressourcen für ihren innovativen Aspekt.
2019 werden die SIB Bioinformatics Awards zumzehnten Malverliehen. Dies ist eine gute Gelegenheit, um mit früheren Preisträgern in Kontakt zu treten und sie zu fragen, wo sie heute in ihrer Karriere stehen: Dieses Interview ist Teil einer Reihe, in der Sie ehemalige Preisträger der SIB Bioinformatics Awards kennenlernen können.
An welchem Punkt Ihrer Karriere standen Sie, als Sie den SIB Award erhalten haben? Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Was war zu diesem Zeitpunkt der Schwerpunkt Ihrer Forschung?
Ich habe die Auszeichnung am Ende meiner Promotion erhalten. Ich war ziemlich überrascht, denn unsere Arbeit, die gerade in der Fachzeitschrift Molecular Systems Biology veröffentlicht worden war, wurde heftig kritisiert. Wir hatten erklärt, wie die dynamische Bildung von Morphogengradienten während der Embryonalentwicklung vonDrosophila zu einer höheren Präzision und Skalierung der nachgeschalteten Zielgendomänen beitragen könnte. Dieses Konzept stand im Widerspruch zu vielen aktuellen Annahmen und löste daher eine lebhafte Diskussion und eine Gegendarstellung aus. Vor diesem Hintergrund empfand ich die Auszeichnung als sehr erfreulich und lohnend.
Was sind Ihre aktuellen Forschungsinteressen?
In der Gruppe Clinical Bioinformatics arbeiten wir insbesondere mit Schweizer Universitätskliniken, Forschungsgruppen und SIB-Teams zusammen, um die Verwendung von Next-Generation-Sequencing-Daten für die klinische Diagnostik zu standardisieren. Dazu gehören beispielsweise die Einrichtung von Benchmark-Studien zum klinischen Einsatz von NGS für die Bakterientypierung und Virusidentifizierung oder die Entwicklung von Plattformen für den harmonisierten Datenaustausch und die Analyse zwischen Krankenhäusern. Darüber hinaus führen wir speziell auf Krankenhauspersonal zugeschnittene Trainingskurse zum Thema klinische Bioinformatik durch.
Wenn Sie nicht mehr in der Forschung tätig sind, was machen Sie derzeit? Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Karriereweg zu ändern?
Meine Arbeit ist stark mit dem Bereich der klinischen Forschung und Diagnostik verbunden. Sie umfasst einen sehr hohen Anteil an Projektmanagement. Im Vergleich zu meiner früheren Forschung schätze ich die anwendungsorientierte Seite, die Teamarbeit und den regelmäßigen Austausch mit Klinikern und Wissenschaftlern aus klinischen Labors sehr.
Was ist Ihrer Meinung nach die faszinierendste Entdeckung, die durch die Bioinformatik ermöglicht wurde?
Die Bioinformatik ermöglichte das Humangenomprojekt und damit ein besseres Verständnis der Struktur und Funktion unseres Genoms.
Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Ich spiele gerne Musik, hauptsächlich Bassgitarre, und seit kurzem lerne ich auch Saxophon spielen
Haben Sie einen Rat für die nächste Generation von Bioinformatikern?
Es ist wichtig, dass Sie sich Zeit nehmen, um Ihren Mitarbeitern, die keine Bioinformatiker sind, zu erklären, was Sie tun, wie Sie es tun und warum Sie es tun – sogar die mathematischen Hintergründe! Aber denken Sie auch daran, sich Zeit zu nehmen, um Ihre Mitarbeiter zu fragen, was sie tun, wie sie es tun und warum... Sie könnten sogar in Betracht ziehen, ein paar Tage in ihrem Labor zu verbringen: Gegenseitiges Verständnis ist der Schlüssel zu einer fruchtbaren, lohnenden und erfolgreichen Zusammenarbeit!