Die Wissenschaft befindet sich heute im Zentrum geopolitischer Turbulenzen. Während alle Länder sich mit diesem neuen Paradigma auseinandersetzen müssen, hat die Schweiz als eine der innovativsten Nationen der Welt die Chance, aber auch die Verantwortung, sich als stabiler und verlässlicher Akteur und als Verfechter einer offenen Wissenschaft und globaler Zusammenarbeit zu positionieren.
Meinungsbeitrag von Simone de Montmollin, Schweizer Nationalrätin und Präsidentin der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (SWB)
Forschungsinfrastrukturen ermöglichen bedeutende wissenschaftliche Fortschritte
Die Wissenschaft ist seit langem eine treibende Kraft für internationale Zusammenarbeit, kollektiven Fortschritt und das Gemeinwohl. Als Anbieter hochwertiger biologischer Datenbanken und Rechenwerkzeuge sowie anerkannter Fachkompetenz steht das SIB voll und ganz hinter dieser Vision. Das Institut fördert somit den Zugang zu weltweit relevantem Wissen, ermöglicht jedes Jahr Zehntausende von Entdeckungen und positioniert die Schweiz in wichtigen internationalen Forschungsvorhaben. Das jüngste Beispiel des Nobelpreises für Chemie 2024 für ein KI-Modell zur Vorhersage von Proteinstrukturen, das auf Ressourcen der SIB zurückgreift, zeigt, wie wichtig solche Forschungsinfrastrukturen für bedeutende wissenschaftliche Fortschritte sind.
Globale Bemühungen zur Bewältigung großer Herausforderungen
Heute jedoch befindet sich die Wissenschaft im Zentrum geopolitischer Turbulenzen. Jüngste Entscheidungen der neuen US-Regierung (drastische Kürzungen der Forschungsmittel und des wissenschaftlichen Personals, Unterdrückung kritischer Daten, politische Einmischung in die Forschungsausrichtung usw.) erschüttern bewährte Modelle der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und gefährden die weltweiten Anstrengungen zur Bewältigung grosser Herausforderungen wie Pandemievorsorge und Klimawandel. Auch die Schweiz bleibt davon nicht verschont, beispielsweise durch den drohenden Rückzug der NIH aus ambitionierten Initiativen wie denen, die von der SIB unterstützt werden. Entscheidend ist jedoch das Signal, das damit ausgesendet wird.
Die Schweiz hat eine Chance und eine Verantwortung
Während alle Länder sich mit diesem neuen Paradigma auseinandersetzen müssen, hat die Schweiz als eine der innovativsten Nationen der Welt die Chance, aber auch die Verantwortung, sich als stabiler und verlässlicher Akteur und Verfechter einer offenen Wissenschaft und globalen Zusammenarbeit zu positionieren. Damit kann das Land seine Ambitionen in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation bekräftigen und seine jahrhundertealte Tradition innerhalb der internationalen Gemeinschaft als Förderer des Wissens als universelles Gut fortsetzen. Umso wichtiger ist es, stabile Beziehungen zu unseren europäischen Nachbarn zu pflegen, um unsere wissenschaftliche Zusammenarbeit zu stärken.
In dieser entscheidenden Phase kommt der Sicherung unserer Souveränität im Bereich der Lebenswissenschaften eine besondere Bedeutung zu. Forschungsinfrastrukturen, die der globalen Wissenschaftsgemeinschaft hochwertige Daten und Fachkenntnisse zur Verfügung stellen können, wie sie beispielsweise von der SIB entwickelt wurden, sind wichtiger denn je. Die Innovationsfähigkeit und die Führungsposition der Schweiz hängen von ihrer Bereitschaft ab, diese zu erhalten.
– Ursprünglich veröffentlicht im SIB Profile 2025