Die Natur hat den Menschen schon immer inspiriert. Wir gewinnen Düfte aus Blumen, um Parfüm herzustellen, und verwenden Pigmente aus Mineralien, um Farben zu reproduzieren. Wir kopieren die stromlinienförmigen Körper von Vögeln, um Flugzeuge zu bauen, und ahmen die Zähigkeit von Spinnenseide nach, um Textilien zu entwerfen. Mit zunehmendem Wissen und fortschreitender Technologie sind wir sogar so weit gekommen, dass wir die Grundlagen der Natur manipulieren und zu unserem Vorteil nutzen können. Nehmen wir zum Beispiel antimikrobielle Peptide (AMPs). AMPs werden von Organismen – einschließlich Menschen – in allen Reichen der Natur eingesetzt, um Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten abzuwehren. Trotzdem infizieren sich jedes Jahr Millionen von Menschen mit Krankheitserregern, die sie nicht abwehren können und für die es kein Gegenmittel gibt. Daher haben sich Forscher dem Tiergift zugewandt, das nicht nur eine einfache Möglichkeit zur Isolierung therapeutischer Toxine bietet, sondern auch eine wertvolle Quelle für AMPs ist, aus der Wissenschaftler schöpfen können. Ein bestimmtes AMP aus dem Gift einer tropischen Wespe, Polybia paulista, scheint nicht nur krebshemmende Eigenschaften zu haben, sondern auch eine Infektion zu bekämpfen, die als Chagas-Krankheit bekannt ist und jedes Jahr Millionen von Menschen weltweit befällt. Sein Name? Polybia-CP.