Eine umfassende Untersuchung der einzigartigen Artenvielfalt Madagaskars, an der über 50 Organisationen weltweit beteiligt waren, wurde kürzlich abgeschlossen. Madagaskar ist einer der weltweit bedeutendsten Hotspots der Artenvielfalt: 82 % der Pflanzen und 90 % der Wirbeltiere kommen nirgendwo sonst auf der Erde vor. Die Ergebnisse der Untersuchung, die mit Hilfe von KI-basierten Tools unterstützt wurde, die Daniele Silvestro und sein Team an der Universität Freiburg entwickelt haben, wurden in zwei Artikeln in Science veröffentlicht. Sie zeigen, dass dringender Bedarf an gemeinsamen Maßnahmen für einen wissenschaftlich fundierten Naturschutz besteht, und die Forscher schlagen entsprechende Maßnahmen für die Zukunft vor.

Das internationale Team hat die aktuellsten Ressourcen zusammengetragen und modernste Techniken zur Vorhersage des Erhaltungszustands eingesetzt, um die Bedrohungen für die terrestrische und Süßwasser-Biodiversität zu bewerten und künftige Möglichkeiten für deren Erhaltung und Wiederherstellung zu untersuchen.

Der SIB-Gruppenleiter Daniele Silvestro und sein Team trugen zu dieser Arbeit bei, indem sie das Aussterberisiko und mögliche Bedrohungen für fast 6.000 Pflanzenarten in Madagaskar prognostizierten. „Die Bewertung des Erhaltungszustands von Arten ist der erste Schritt zur Konzeption wirksamer Schutzmaßnahmen. Das Problem ist, dass für die meisten Organismen, insbesondere für Pflanzen, Pilze und Wirbellose, eine solche Bewertung noch fehlt. Dank der entwickelten Ansätze konnten wir das Aussterberisiko für Tausende von Pflanzenarten vorhersagen, indem wir online verfügbare Datenbanken mit maschinellem Lernen verarbeitet haben“, sagt Silvestro. Zu diesem Zweck entwickelten die Wissenschaftler eine Open-Source-Software, die auf einer Form der künstlichen Intelligenz namens Bayes'sche neuronale Netze basiert. Diese baut auf der Entwicklung einer Open-Source-Software auf, die künstliche Intelligenz nutzt, um Schutzbedürftige Gebiete und Arten besser zu identifizieren, über die bereits Anfang dieses Jahres berichtet wurde.

Die Ergebnisse dieser Studie sprechen eindeutig dafür, dass Madagaskar zu den Regionen mit höchster Priorität für den Naturschutz gehört. Die Forscher haben ein detaillierteres Verständnis der vergangenen und gegenwärtigen Artenvielfalt in dieser Region sowie ihrer aktuellen Verbreitung und der drohenden Gefahren gewonnen. Die Kooperationspartner fordern abschließend eine weitere Beschleunigung der Datenerhebung und -analyse, um die einzigartige Artenvielfalt Madagaskars zu schützen. Sie schlagen außerdem Maßnahmen vor, um den Naturschutz auf gerechte und ausgewogene Weise voranzutreiben, von der Erstellung und Bereitstellung umfangreicherer Datensätze bis hin zur Bekämpfung der Ursachen des Biodiversitätsverlusts, darunter Armut und Ernährungsunsicherheit.

Von Daniele Silvestros Team entwickelte Open-Source-Tools:

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Reference(s)

Ralimanana H. et al. Madagaskars außergewöhnliche Artenvielfalt: Bedrohungen und Chancen. Science.

Antonelli A. et al. Madagaskars außergewöhnliche Artenvielfalt: Evolution, Verbreitung und Nutzung. Science.

Zizka A. et al. IUCNN – Deep-Learning-Ansätze zur Abschätzung des Aussterberisikos von Arten. Vielfalt und Verbreitung.

Bildnachweis für das Banner: Kuratorium, RBG Kew